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Roman Arkadjewitsch Abramowitsch   (* 1966)
Abramowitsch ist ein Oligarch mit russischer, israelischer und portugiesischer Staatsbürgerschaft. Er war von 2000 bis Juli 2008 Gouverneur der russischen Region Tschukotka. Abramowitsch gilt als reichster Israeli und Portugiese und ist einer der vermögendsten Menschen der Welt.
Herkunft und Ausbildung: Bis zu seinem achten Lebensjahr wuchs Abramowitsch bei einem Onkel väterlicherseits, Leib Abramowitsch, einem Ölingenieur in Uchta, auf und danach bei einem zweiten Onkel, Abraham, in Moskau. Am Moskauer Gubkin-Öl- und-Gas-Institut studierte Abramowitsch Ingenieurwissenschaft.
Werdegang: Nach der Öffnung der sowjetischen Wirtschaft im Zuge der Perestroika gründete Abramowitsch als 21-jähriger Student das Unternehmen Ujut (deutsch: "Gemütlichkeit"). Ujut stellte zunächst profane Dinge wie Gummienten und Fußbälle her. Abramowitschs Einstieg in das Ölgeschäft begann, als er nach dem Zerfall der Sowjetunion zwischen 1993 und 1996 das Moskauer Büro des Schweizer Rohölhändlers Runicom leitete.
Sibneft und Slavneft: Über Runicom wickelte er größere Ölgeschäfte mit Raffinerien ab, vor allem mit der größten russischen Raffinerie im sibirischen Omsk. 1992 war Abramowitsch erstmals Boris Beresowski begegnet. Dessen Kontakte zu Boris Jelzin machte er sich zunutze. Mit Beresowski konnte er sich nach dem Zerfall der Sowjetunion ein weitverzweigtes Firmenimperium aufbauen, indem er ehemals staatliche Betriebe aufkaufte...
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Verkäufe: Offenbar unter dem Eindruck des Verfahrens gegen Michail Chodorkowski verkaufte Abramowitsch nach und nach seine Anteile an russischen Unternehmen...
Seine Mehrheit an Sibneft verkaufte er Ende 2005 mit sehr großem Gewinn, für 13 Milliarden US-Dollar an den halbstaatlichen Gaskonzern Gazprom. Westliche Banken gewährten Darlehen über zwölf Milliarden US-Dollar, etwa die Hälfte davon kam russischen Medienberichten zufolge vom niederländischen Institut ABN Amro und der Dresdner Bank. Sibneft wurde später in Gazprom Neft umbenannt.
Käufe: 2003 kaufte Abramowitsch den Londoner Fußballverein FC Chelsea. Abramowitsch soll weltweit 70 Immobilien, zwei Yachten und mehrere Flugzeuge besitzen.
Verhältnis zu Boris Jelzin und Wladimir Putin: Lange Zeit galt Abramowitsch als wichtigster Oligarch im Umfeld des damaligen Präsidenten Wladimir Putin. Er gilt als ein Wegbereiter für den Machtwechsel von Ex-Präsident Boris Jelzin zu Putin im Jahr 2000. Im Dezember 2000 wurde Abramowitsch zum Gouverneur des Autonomen Kreises der Tschuktschen gewählt und im Oktober 2005 im Amt bestätigt. Am 3. Juli 2008 akzeptierte der russische Präsident Dmitri Medwedew Abramowitschs mehrfach geäußertes Rücktrittsgesuch und entließ ihn als Gouverneur...
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2011 verklagte Boris Beresowski Abramowitsch auf 5,6 Milliarden US-Dollar. Er warf seinem früheren Geschäftspartner vor, ihn beim Verkauf des Unternehmens Sibneft betrogen und ihn um seine Anteile gebracht zu haben. Abramowitsch beteuerte allerdings, dass Beresowski keine Anteile am Unternehmen hatte. Am 31. August 2012 wurde Beresowskis Klage von einem Londoner Gericht abgewiesen.
Nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine wurde Abramowitsch Abgesandter für Russland bei den Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland 2022. Die von Alexei Nawalny gegründete Stiftung für Korruptionsbekämpfung führt Abramowitsch als verwickelt in das System der russischen politischen Korruption....
Herkunft des Vermögens: Abramowitsch profitierte finanziell von der Privatisierung einiger Unternehmen des Staates. Er kaufte günstig Unternehmen und veräußerte sie später mit Gewinn. Er profitierte auch von der Zerschlagung des Yukos-Konzerns.
Am 25. Juli 2016 stellte Roman Abramowitsch ein Gesuch um eine Aufenthaltsbewilligung in der Schweiz. Er wollte sich in Verbier niederlassen. Das Schweizer Bundesamt für Polizei (Fedpol) urteilte Anfang 2017, dass Abramowitschs Anwesenheit in der Schweiz als Gefährdung der öffentlichen Sicherheit sowie als Reputationsrisiko für die Schweiz einzuschätzen sei. Abramowitsch sei Fedpol wegen Verdachts auf Geldwäsche bekannt. Darüber hinaus würden Fedpol verschiedene polizeiliche Informationen vorliegen, wonach Abramowitsch Kontakte zu russischen kriminellen Organisationen unterhält. Der Ursprung seines Vermögens wurde als mindestens teilweise illegal eingeschätzt.
Abramowitsch kontaktierte die Fedpol-Direktorin, die Schweizer Behörden blieben jedoch bei ihrer Einschätzung. Als er erfuhr, dass der Tages-Anzeiger über die Vorgänge rund um sein Gesuch berichten wollte, klagte Abramowitsch zunächst vor dem Zürcher Handelsgericht, wo er scheiterte, und dann beim Bundesgericht. Die Richter wiesen seine Beschwerde im September 2018 ab.
Nachdem die britische Regierung im Zuge des versuchten Mordes an Sergei Skripal schärfere Kontrollen zum finanziellen Hintergrund von Investoren einführte, zog Abramowitsch seinen Antrag auf Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis in Großbritannien zurück.
Abramowitsch ließ sich danach in Israel nieder. Israelische Medien berichteten, dass er schon 2017 ein Anwesen in Tel Aviv erworben habe. Ende Mai 2018 erhielt er die israelische Staatsbürgerschaft; als Kind jüdischer Eltern hat er nach dem Rückkehrgesetz Anspruch auf einen israelischen Pass. Als israelischer Bürger benötigt er für einen Besuch in der Europäischen Union, anders als russische Staatsbürger, kein Visum...
Wenn er in Großbritannien arbeiten oder leben möchte, müsste er wieder ein britisches Visum beantragen und sich strengeren Kontrollen zur Herkunft seines Vermögens unterziehen. Ende 2021 erhielt Abramowitsch die portugiesische Staatsbürgerschaft aufgrund eines Gesetzes, wonach Portugal Menschen, deren jüdische Vorfahren im 15. Jahrhundert vertrieben wurden, die Staatsbürgerschaft gewährt. Die Umstände seiner Einbürgerung werden aktuell untersucht.
Seit Mitte März 2022 ist ihm die Einreise in das Vereinigte Königreich aufgrund von Sanktionen verwehrt. Abramowitsch lebt heute wieder in Moskau.
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FC Chelsea: 2003 kaufte Abramowitsch für 210 Millionen Euro den englischen Fußballclub FC Chelsea. Bis 2008 hatte er geschätzte 764 Millionen Euro in den Club investiert, hauptsächlich für Ablösesummen und Gehälter.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine am 24. Februar 2022 übergab er die Verwaltung des FC Chelsea an die Treuhänder seiner gemeinnützigen Stiftung. Am 2. März 2022 gab Abramowitsch ebenfalls bekannt, den Verein verkaufen zu wollen. Der Erlös solle Kriegsopfern des Ukraine-Konfliktes zugutekommen...
Yachten und Flugzeuge: Abramowitsch ist bekannt für den Besitz von extrem teuren Yachten. 2010 erwarb er die 162,5 Meter lange Eclipse für 590 Millionen US-Dollar... ...Abramowitsch ist ferner im Besitz mehrerer Flugzeuge, darunter ein Dreamliner.
Abramowitsch übertrug seine Yachten, Helikopter und Flugzeuge kurz vor dem Beginn des russischen Überfalls der Ukraine auf seine Kinder. Dies war im Januar 2023 bekannt geworden.
Immobilien: In Garmisch-Partenkirchen erwarb Abramowitsch das Leitenschlössl und ließ es von 1999 bis 2002 renovieren... ...seit 2004 besitzt er das Château de la Croë bei Antibes... ...2006 erwarb er das Waldschlössl in Burgau am Attersee... 2009 kaufte er an der 'Milliardärsstraße' (Kensington Palace Gardens) in London eine Villa (Hausnr. 16) mit 15 Schlafzimmern für 90 Millionen Pfund... ...außerdem kaufte er in Manhattan (New York City) für 74 Millionen US-Dollar vier Stadthäuser in der Upper East Side (East 75th Street Nr. 9, 11, 13 und 15). Sie haben zusammen eine Fläche von 1.802 m².
Abramowitsch übertrug seine Luxusimmobilien kurz vor dem Beginn des russischen Überfalls der Ukraine auf seine Kinder. Dies war im Januar 2023 bekannt geworden.
Kunstsammlung: ...wie sich aus den im September 2023 geleakten "Oligarch Papers" einer zyprischen Finanzberaterfirma ergibt, hat Abramowitsch gemeinsam mit seiner Ex-Frau Darja Schukowa heimlich eine Kunstsammlung von mindestens 369 hochkarätigen Werken der europäischen, russischen und amerikanischen Moderne angelegt. Die Sammlung umfasst Spitzenwerke von Francis Bacon, Lucien Freud, Kasimir Malewitsch, Pablo Picasso, Henri Matisse, Piet Mondrian. Wo sie sich derzeit befindet ist unbekannt...
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CO2-Fußabdruck: Abramowitschs verschwenderischer Lebensstil spiegelt sich in seinem CO2-Fußabdruck. Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2021 zum geschätzten CO2-Fußabdruck von 20 bekannten Milliardären setzte er mit seinem Konsumverhalten ... 31.198,8 Tonnen CO2e frei (2018). Mit diesen Emissionen belegte er mit deutlichem Abstand Platz 1. Sie entsprechen den energiebedingten, für 2019 errechneten CO2-Emissionen von 1017 Einwohnern Katars (Katar war 2019 das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Ausstoß), 2161 US-Amerikanern, 4027 Deutschen oder 18.461 Indern.