Lebedew ist ein russischer Unternehmer und ehemaliger Vize-Vorstandsvorsitzender des heute insolventen Ölkonzerns Yukos.
Leben: Nach seinem Abschluss am Moskauer Institut für
Volkswirtschaft arbeitete er im Außenhandelsdepartment Zarubezhgeologija des sowjetischen Ministeriums für Geologie. 1990 wurde er Chef
der Rosprom, einer Tochtergesellschaft zur Aktienverwaltung der Menatep-Invest. Diese war als eine der ersten Privatbanken Russlands
1988 von Michail Chodorkowski zur Finanzierung des Komsomolbetriebes NTTM (Zentrum für wissenschaftlich-technisches Schöpfertum der
Jugendstiftung für Jugendinitiative) gegründet worden und wurde dank seiner politischen Beziehungen von diesem auch weiter erfolgreich geführt.
Unter der Leitung Lebedews sicherte sich Rosprom 1995 als Hausbank des angeschlagenen Ölkonzerns Yukos die
Aktienmehrheit des Unternehmens weit unter dem Marktwert, wobei Einwände unterlegener Bieter unberücksichtigt blieben. Als Chodorkowski im
April 1996 den Vorstandsvorsitz der Bank Menatep abgab und die Leitung von Yukos übernahm, machte er auch hier seinen Freund Lebedew zu
seinem Stellvertreter.
Verhaftung: Unter dem Vorwand, sich 1994 20 % der Aktien des
Bergwerks Apatit bei Kirowsk illegal angeeignet zu haben, wurde Lebedew am 2. Juli 2003 im Krankenhaus verhaftet. Nach Auffassung seiner
Verteidigerin Jelena Lipzer (Tochter des bekannten russischen Menschenrechtlers Lew Ponomarjow) stellte dies einen Verstoß gegen die
Europäische Menschenrechtskonvention dar. Die Verhaftung wurde schließlich 2009 auch durch den Obersten Gerichtshof Russlands als illegal bezeichnet, jedoch
ohne Konsequenzen hinsichtlich des weiteren Haftvollzugs.
Erster und zweiter Prozess: Am 16. Mai 2005 wurde er zusammen
mit seinem Geschäftspartner Chodorkowski wegen Steuer-hinterziehung und planmäßigen Betrugs zunächst zu neun, in einem Revisionsverfahren
dann zu acht Jahren Haft verurteilt. Ab Herbst 2005 musste Lebedew in einer Strafkolonie jenseits des Polarkreises, in Charp im Autonomen
Kreis der Jamal-Nenzen, Stacheldraht produzieren, bis er im Februar 2009 wieder nach Moskau überstellt wurde.
Dort wurde er in einem zweiten Prozess als "rechte Hand" Chodorkowskis wieder mitangeklagt und am 27. Dezember 2010
wegen Unterschlagung von 218 Millionen Tonnen Öl und Geldwäsche in der Zeit von 1999 bis 2003 schuldig gesprochen. Lebedew und Chodorkowski
wurden am 30. Dezember 2010 zu je sechs weiteren Jahren Haft verurteilt. Lebedew sollte voraussichtlich bis 2017 in Haft bleiben.
Die Verteidigung hatte Berufung gegen das Urteil eingelegt.
Der Prozess gegen Lebedew und Chodorkowski sowie das Urteil riefen laute internationale Kritik hervor.
Anfang Februar 2011 hat Russlands Präsident Dmitri Medwedew juristische Expertenprüfungen für verschiedene Fälle, die in
der Öffentlichkeit ein starkes Echo ausgelöst hatten, angekündigt. Darunter befindet sich auch das umstrittene zweite Urteil gegen Lebedew
und Chodorkowski...
2011 sorgte ein Interview für Aufsehen. Natalja Wassiljewa, eine Assistentin des Richters Wiktor Danilkin, die
während des Prozesses als Gerichtssprecherin diente, behauptete, Danilkin sei das Urteil von den russischen Behörden aufgezwungen worden.
Wassiljewa zufolge entsprach das von Danilkin am Stadtgericht vorbereitete Urteil nicht den Erwartungen. Deshalb sei ihm vom Moskauer
Zentral-gericht ein anderes Urteil vorgelegt worden, das er habe verlesen müssen.
Wassiljewa schildert im Interview detailliert, wie die politische Einflussnahme ausgesehen haben soll.
Richter Danilkin bezeichnete die Äußerungen als Verleumdung. Das Moskauer Stadtgericht wies die Vorwürfe, das Urteil stamme nicht von
Danilkin, zurück. Wassiljewas Kommentare seien nichts anderes als eine Provokation.
Bereits im Vorfeld der Urteilsverkündung hatte eine Äußerung von Ministerpräsident Wladimir Putin für Wirbel gesorgt.
Am 16. Dezember 2010, bevor das Urteil gesprochen wurde, sagte Putin in der Fragestunde einer Fernsehsendung, es sei davon auszugehen,
dass "die Verbrechen von Herrn Chodorkowski vor dem Gericht bewiesen wurden". "Jeder Dieb muss ins Gefängnis", sagte Putin und verwies
darauf, dass der US-Milliardenbetrüger Bernard Madoff in den USA für "ähnliche Verbrechen zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt" worden sei.
Da sei die russische Justiz, die gegen Chodorkowski 14 Jahre fordere, "sehr viel liberaler".
Chodorkowskis Anwalt Juri Schmidt kritisierte die "direkte Einmischung" Putins in den Prozess, durch die Druck
auf den Richter ausgeübt werde. "Das ist nach Artikel 17 der europäischen Menschenrechtskonvention verboten", sagte Schmidt und kündigte an,
dies in einer Klage vor dem europäischen Menschenrechtsgerichtshof vorzubringen, sollte Chodorkowski verurteilt werden.
Russlands Präsident Medwedew kritisierte Putin für dessen Äußerungen am Fernsehen indirekt: "Weder der Präsident noch ein
anderer Beamter hat das Recht, seine Position in diesem Fall oder irgendeinem anderen Verfahren vor dem Urteilsspruch wieder-zugeben."
Berufungsverhandlung: Am 24. Mai 2011 bestätigte ein
Moskauer Berufungsgericht das Urteil der Vorinstanz, reduzierte aber die Gesamtstrafe um je ein Jahr...
Reduzierung der Haftstrafe: Platon Lebedew wurde am
24. Januar 2014 aus der Haft entlassen.