Silowiki (Singular: Silowik; abgeleitet vom russischen Wort für "Kraft" bzw. "Stärke"; hier
bezogen auf "bewaffnete Kräfte/Organe") ist im russischen Sprachgebrauch die Bezeichnung für Vertreter der Geheimdienste und
des Militärs, die in den Regierungen unter Boris Jelzin und vor allem Wladimir Putin zu bedeutenden politischen und wirtschaftlichen Positionen kamen.
Rolle: Die von den Silowiki geführten Ministerien sind traditionell
das einflussreiche Innenministerium Russlands und das russische Verteidigungsministerium. Weitere einflussreiche Silowiki kamen in den 1990er
Jahren an die Spitze von Staatsbetrieben.
Zu Beginn durfte gemäß den informellen Auflagen der Zensur über das Präsidium des Aufsichtsrates bei Rosneft nicht
berichtet werden, als Igor Setschin diesen Posten übernahm. Trotzdem sickerten immer Nachrichten durch über hochrangige Beamte der
Präsidialadministration, welche an die Spitzen von Aufsichtsräten von Energieproduzenten gelangten. Igor Setschin war schon bei der
Enteignung von Michail Chodorkowski im Jahr 2003 die treibende Kraft und spielt im Baschneft-Fall 2017 eine entscheidende Rolle.
Meistens werden die Silowiki als politische Kraft den liberalen Demokraten entgegengestellt. Die Silowiki
bevorzugen großrussische konservative Ansichten und sympathisieren mit der autokratischen slawophilen Tradition, die auf die Regierungszeit
des Zaren Alexander III. zurückgeht. In der Umsetzung ihrer Ziele gelten die Silowiki als pragmatische Realisten...
Nach Ansicht von Margarete Klein stärkt Putin seit 2012 die aus den Militär- und Sicherheitskreisen stammenden
Silowiki und schwächt gleichzeitig reformorientierte Technokraten. 2016 schuf Putin mit der ihm direkt unterstellten Russischen Nationalgarde
einen enorm konzentrierten inländischen Sicherheitsapparat, mit dem er laut Klein auch gegen Oligarchen vorgehen und damit seine Macht erhalten will.
Einschätzung: Die Meinungen gegenüber den Silowiki sind in
Russland polarisiert. Einige argumentieren, dass die Silowiki Russlands zerbrechliche Demokratie bedrohten. Ihre Macht sei immens und sie
präferierten eine etatistische Ideologie auf Kosten der individuellen Rechte und Freiheiten. Bei einer Umfrage mit möglicher Mehrfachnennung
im Jahr 2017 waren 41 Prozent der Befragten der Ansicht, Putin vertrete die Interessen der Silowiki; 15 Prozent gaben an, dass er die
einfachen Leute nicht verstehe.
Andere Russen sahen in den Silowiki anfänglich ein geeignetes Gegengewicht zu den in den 1990er-Jahren Macht
gewinnenden Oligarchen, die Russland angeblich ausplündern und die Regierung unterwandern würden. Bei der Umfrage 2017 vertraten hingegen
31 Prozent der Befragten, dass Putin vielmehr die Interessen solcher Oligarchen vertrete. Sogenannte Silowarchen vereinen indes Merkmale
der Silowiki mit denen der Oligarchen.
Vertreter:
*Igor Setschin
Gennadi Timtschenko
Sergej Tschemesow
Alexander Bortnikow
Sergei Iwanow
Raschid Nurgalijew
Nikolai Patruschew
Sergei Schoigu
Dmitri Medwedew
Sergej Naryschkin
Weitere Links zu den "Silowiki"
"Vergessen Sie die Männer mit den Jachten – DAS ist die echte russische Elite"
REPUBLIK - 22.03.2022 - Artikel von Anatol Lieven (Text), Tobias Haberkorn (Übersetzung)