Der Gefolgsmann Wladimir Putins war von 2008 bis 2012 Präsident Russlands und anschließend bis 2020 Ministerpräsident der Russischen Föderation.
Medwedew ist außerdem seit 2012 formal Vorsitzender der Partei Einiges Russland und seit 2020 stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates der
Russischen Föderation.
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine 2022 machte Medwedew wiederholt mit Verschwörungstheorien
und radikalen sowie betont martialischen Äußerungen über die Ukraine und "den Westen" auf sich aufmerksam. Unter anderem drohte er mit einem
Atomkrieg gegen den Westen und dem "Verschwinden der Ukraine von der Landkarte". Er wurde auf eine Sanktionsliste der Vereinigten Staaten gesetzt...
Dmitri Medwedew war in seiner Jugend Atheist, hat sich aber im Alter von 23 Jahren von der russisch-orthodoxen Kirche
taufen lassen... ...Er bezeichnete sich als Rockmusik-Fan...
Studium, Lehrtätigkeit, Publikationen: Medwedew studierte noch zu
Sowjetzeiten Recht an der Staatlichen Universität Leningrad, zu seinen Professoren gehörte Anatoli Sobtschak... ...Bis zum Jahr 1999 lehrte
er an der juristischen Fakultät seiner Heimatstadt. Daneben beriet er in der ersten Hälfte der 1990er Jahre das Komitee für Auswärtiges
beim Petersburger Bürgermeisteramt, das vom späteren Staatspräsidenten Wladimir Putin geleitet wurde. Medwedew und Putin arbeiteten
dabei eng zusammen.
Anfänge im Moskauer Politapparat: Als Putin von Boris Jelzin im
Juli 1999 zum Ministerpräsidenten ernannt wurde, wurde Medwedew stellvertretender Leiter des Regierungsapparats in Moskau. Nach Putins
Übernahme des Präsidentenamts im Januar 2000 wurde Medwedew stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung und leitete beim
Präsidentschaftswahlkampf Anfang 2000 Putins Wahlkampfstab.
Am 17. Januar 2000 wurde Dmitri Medwedew durch das von Wladimir Putin als amtierender Präsident Russlands unterzeichnete
Dekret zum Wirklichen Staatsrat 1. Klasse der Russischen Föderation...
Tätigkeit im Gazprom-Aufsichtsrat: Neben seiner Tätigkeit in
der Präsidialverwaltung ist Medwedew seit Juni 2000 im Aufsichtsrat des führenden russischen Erdgaskonzerns Gazprom, der zu 50 Prozent
dem russischen Staat gehört. Vom Juni 2002 bis Juni 2008 war er Vorsitzender des Gazprom-Aufsichtsrats.
In dieser Funktion ergaben sich 2004/2007 Auseinandersetzungen zwischen Medwedew und dem stellvertretenden Leiter
der Präsidialverwaltung, Igor Setschin, zugleich Aufsichtsratschef des staatlichen Ölkonzerns Rosneft. Gazprom wollte im Zuge der Zerschlagung
des Ölkonzerns Jukos des Oligarchen Michail Chodorkowski Juganskneftegas, die wichtigste Ölproduktionsgesellschaft des Jukos-Konzerns,
übernehmen und auf diese Weise zu einem breit diversifizierten Energiekonzern werden.
Schließlich erhielt aber Rosneft Juganskneftegas und konnte so zu einem führenden Ölproduzenten aufsteigen. Gazprom
kam wenig später im Sommer 2005 durch den Kauf des Ölkonzerns Sibneft des Oligarchen Roman Abramowitsch seinem Ziel näher. Medwedew wirkte
auf diese Weise an führender Stelle bei der "Entprivatisierung" der russischen Energiewirtschaft mit.
Erster Vize-Ministerpräsident (2005-2008): Am 14. November
2005 löste Präsident Putin Medwedew als Leiter der Präsidialverwaltung ab und ernannte ihn zum Ersten Stellvertretenden
Ministerpräsidenten... ...Medwedew galt damals als führender Vertreter der Fraktion der "Liberalen" im Kreml, die in Konkurrenz zu den als
Silowiki bezeichneten Vertretern der Interessen von Geheimdienst, Staatsanwaltschaft, Militär und Polizei gesehen wird.
Russischer Präsident (2008-2012): Am 10. Dezember 2007 wurde
Medwedew von vier Parteien (neben der Kreml-nahen Partei "Einiges Russland" auch von der Agrarpartei, von "Gerechtes Russland" und von der
liberalen Bürgerkraft) als Präsidentschaftskandidat nominiert. Diese Kandidatur wurde von Wladimir Putin explizit unterstützt...
In seinen ersten Amtsmonaten verhinderte er eine noch von Putin angestrengte Verschärfung des Mediengesetzes und
bekannte sich zu größeren Anstrengungen im Umweltschutz. In der Abberufung des Generalstabschefs Juri Balujewski sahen Beobachter das
Bestreben, die politische Kontrolle über die Streitkräfte zu stärken und nötige Reformen voranzutreiben. Schon vor seinem Amtsantritt hatte
er das russische Rechtssystem getadelt...
Anfang August 2008 begann unter Medwedew sowohl in Südossetien als auch im georgischen Kernland der sechstägigen
Kaukasuskrieg zwischen Georgien auf der einen und Russland, Südossetien und Abchasien auf der anderen Seite. Wenige Wochen später verkündete
er die russische Anerkennung Südossetiens und Abchasiens...
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Positionen, Äußerungen und Rezeption: Medwedew wurde während der
ersten Hälfte seiner Präsidialzeit als ‚Liberaler' eingeschätzt, der Reformen verwirklichen wollte und allenfalls ein Konkurrent
zu Putin sein könnte. Seit dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine am 24. Februar 2022 gibt sich Medwedew jedoch öffentlich
als großrussischer Hardliner und Kriegstreiber...
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Bezüglich seiner Online-Tiraden gegen Regierungen der Ukraine, der EU und der USA erklärte Medwedew im Juni 2022:
"Ich werde oft gefragt, warum meine Telegram-Posts so hart sind. Die Antwort ist: Weil ich sie hasse. Sie sind Bastarde und Abschaum.
Sie wollen unseren Tod, den Tod Russlands. Und solange ich lebe, werde ich alles tun, um sie verschwinden zu lassen."...
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Im März 2023 zitierte Medwedew vor russischen Rüstungsvertretern ein Telegramm von Josef Stalin, in dem dieser während
des Zweiten Weltkriegs Rüstungsindustriellen drohte, sie wie Verbrecher zu behandeln, sollten sie seinen Forderungen nicht nachkommen.
Medwedew kommentierte, dass die Resultate von Stalins Drohung "beeindruckend" waren. Im Jahr 2010 hatte Medwedew bzgl. Stalin erklärt,
dass dessen Verbrechen gegen das eigene Volk niemals verziehen werden können...
Korruptionsvorwürfe: Im März 2017 kam es russlandweit zu
Massendemonstrationen u. a. gegen Dmitri Medwedew, zu denen der Oppositionspolitiker, Rechtsanwalt und Blogger Alexei Nawalny aufgerufen
hatte. Zuvor veröffentlichte er den ca. 50-minütigen Videobeitrag mit dem Titel "Für euch ist er kein Dimon", einer Anspielung auf eine
Aussage der Pressesprecherin, in dem das geheime Luxusleben des Ministerpräsidenten gezeigt und er der Korruption beschuldigt wurde...
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