Patruschew ist ein russischer Offizier und Sekretär des Sicherheitsrates der Russischen Föderation. Er war vom 9. August 1999 bis zum
12. Mai 2008 Leiter des Inlandsgeheimdienstes FSB und gehört somit den Silowiki an - dem Kreis um Präsident Wladimir Putin, der aus dem
Militär- und Sicherheitsapparat stammt. Innerhalb dessen wiederum gilt Patruschew als radikaler, europafeindlicher Hardliner.
Leben: Patruschew war von 1992 bis 1994 Sicherheitsminister und
Leiter der Abteilung des föderalen Dienstes für Spionageabwehr der Republik Karelien. Bereits in den 1970er-Jahren hatte Patruschew Wladimir
Putin, den späteren russischen Präsidenten, kennen gelernt und soll der Autorin Catherine Belton zufolge schon damals eng mit ihm
zusammengearbeitet haben.
1999 wurde Patruschew als Nachfolger von Wladimir Putin Leiter des FSB. 2006 soll er in dieser Funktion den Mord an
dem russischen Nachrichtendienstler und Putin-Kritiker Alexander Litwinenko mutmaßlich durch zwei FSB-Agenten gebilligt haben.
Seit 2008 ist Patruschew Sekretär des Sicherheitsrats der Russischen Föderation. Patruschew hat promoviert (Ph. D.),
den Rang eines Armeegenerals und wurde mit mehreren - wie in russischer/sowjetischer Tradition üblich - Orden ausgezeichnet, unter anderem
als "Held der Russischen Föderation".
Politische Positionen: Patruschew wird als "Hardliner"
in Fragen der russischen Außen- und Sicherheitspolitik beschrieben. Er betone Russlands "historische Mission" als Gegenentwurf zum
moralisch verkommenen Europa. Medien beschrieben seine Verschwörungs-ideen als Paranoia, wonach der Westen Russland spalten wolle, und
betonten seinen großen Einfluss auf Präsident Putin. Im Herbst 2021 bezeichnete Patruschew die Ukrainer als "Nicht-Menschen".
Noch Ende Januar 2022 bestritt er jede Kriegsabsicht Russlands als "komplette Absurdität". Nach dem russischen
Überfall auf die Ukraine Ende Februar 2022 veröffentlichte er im April ein Manifest in der Rossijskaja gaseta, das als Zusammenschau der
radikalsten Forderungen aus der Gruppe der Silowiki an die politische Führung Russlands aufgefasst wurde. Darin beschuldigt er die Vereinigten
Staaten und die Europäische Union, in der Ukraine eine "Ideologie des Neonazismus" zu unterstützen.
Patruschew fordert die völlige Abkehr von der Marktwirtschaft in Russland und verwies zur Begründung auf
angebliche "russische Besonderheiten". Ziel sei die Schaffung einer speziellen russischen Wirtschaft mit strikter "Disziplin", welche
die "Bedürfnisse des Staates" befriedige, was nach Einschätzung von Mark Galeotti einer permanenten Kriegswirtschaft ähnlich wie in der
Zeit der Sowjetunion gleichkommt.
Patruschew wird als engster Vertrauter Wladimir Putins im russischen Regierungsapparat wahrgenommen und soll
von diesem zu seinem Stellvertreter für den Fall einer zeitweiligen Verhinderung der Amtsausübung erkoren worden sein.
Sanktionen: Am 25. Juli 2014 wurde er nach der
völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland auf die Sanktionsliste der Europäischen Union gesetzt. Ende Februar 2022 setzte
die US-Regierung Patruschew auf eine Sanktionsliste.
Familie: Seine Frau, Elena Nikolaevna Patrusheva (geb. 1955),
arbeitete als Ultraschallärztin und war Angestellte der Wneschekonom-bank. 1993 gründete sie zusammen mit Boris Gryslow und anderen
Klassenkameraden und Mitarbeitern ihres Mannes die Firma Borg LLP, die sich auf den Export von Altmetall spezialisiert hatte.
Sein ältester Sohn Dmitri Patruschew ist seit 18. Mai 2018 Landwirtschaftsminister der Russischen Föderation.
Sein jüngerer Sohn Andrei schloss 2003 die FSB-Akademie ab, wo er zusammen mit seinem Klassenkameraden Pawel Fradkow, dem Sohn von Michail
Fradkow, Jura studierte, und arbeitete in Führungspositionen bei Gazprom Neft.