Markus Aellig
Organisten-Alltag 2023
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Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob er genügend Federn findet!
«E Vogel ohni Flügel» von Peter Reber (Notenbeispiel)
November 2023
Und wieder einmal geht ein verliebtes Paar in die Kirche, um "kirchlich" getraut zu werden. Das heisst, die Kirche ist "kirchlich", der Pfarrer oder die Pfarrerin ist "kirchlich", die Sigristin ist auch "kirchlich", die Kirchenmäuse (so es hat) sind "kirchlich", auch der Organist ist "kirchlich", und vielleicht sind sogar die Spatzen, Krähen und Mücken, welche um die Kirche herumschwirren, "kirchlich".

Bei der Musik hingegen wird oft bis sehr oft "Nicht-Kirchliches" gewünscht. Originalzitat: "Sie möchten eigentlich eine klassische Trauung, aber lieber nicht mit klassischer Orgelmusik."

...kommt mir fast vor, wie wenn ich zum Türken ginge und bei ihm Berner Platte bestellen möchte, oder wie wenn ich beim Japaner meine Beisserchen in ein saftiges Reuben Sandwich New York Style reinhaute...

Aber wenn das Traupaar es so wünscht, dann soll es halt so sein. Also geh ich ans Werk. Vier (4) Songs hat das Brautpaar von dieser meiner Homepage ausgelesen, aber der 5. Song - Peter Rebers "E Vogel ohni Flügel" - kommt da leider nicht vor. Also muss ich ihn jetzt halt mit Ächzen und Murren, im Angesicht meiner Feinde, gequält durch übermässige Schweissausbrüche, etwas widerwillig und genervt usw. sezieren, das heisst, den Song nach dem auf YouTube Gehörten in spielbare und vernünftig klingende Noten umzuwandeln.

Das ist schwierig und zeitraubend, denn der gute Peter (Reber) platziert seine Töne (gekonnt und professionell) mehr-heitlich etwas vor dem Schlag oder nach dem Schlag; ähnlich wie dies früher etwa der Sänger Peter Alexander oder der Jazzpianist Erroll Garner taten. Das plagt uns Organisten, die wir uns doch von Anbeginn unserer Laufbahn an um genaues und rhythmisch korreektes Spielen bemüht haben.

Und jetzt habe ich den Song vollendet; er ist im Kasten. Halleluja und Hosianna.

Aber... Er ischt noch nicht fertig!!!  Der Originalsong wird nämlich mit allerlei Gitarren- und Synthiriffs garniert, die Melodie ist mehrheitlich mehrstimmig (wobei die Zusatzstimmen meisten ob der Hauptstimme liegen), Schlagzeug und Bass steuern auch noch ihren Senf dazu...

WIE - um alles inder Welt - soll ich so viele Töne und Klänge mit nur 4 Pfoten auf dem kleinen 14-registrigen Örgeli spielen? Wie-O-Wie?

Also werde ich in drei Tagen den mehrstündigen Weg in die Region, wo der Mönch beinahe die Junngfrau küsst, unternehmen und vor der Trauung alle 5 Songs während zwei Stunden "ad perfectum" einrichten und üben; vor allem den Song von Peter Reber, denn diesen habe ich noch nie gespuit. Dann kommt die Trauung, dann kommt der Heimweg, dann kommt in der Regel (abgesehen vom Kirchgemeindehonorar) ...

... nichts.   *)

Dafür kommt für Sie - liebe Organistin, lieber Organist - der Song als PDF. Klicken Sie auf die Noten.


*) Es gibt zum Glück auch dankbare Traupaare. Gerade kürzlich erhielt ich eine nette Zuschrift inklusive Bild von einem Paar, welches dieses Jahr geheiratet hat.
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Radio-BeO-Programm: Ubi es?
Oktober 2023
Heute Sonntag habe ich am Vormittag ausnahmsweise keinen Orgeldienst. Und so höre ich halt den Gottesdienst auf Radio BeO. Die Neugier zwickt mich, und ich gehe zum PC...
Guten Tag

Es ist 29. Oktober 2023, 9.15 Uhr. Ich höre auf Radio BEO den Gottesdienst von irgendwo und möchte wissen, wo dieser Gottesdienst ist oder war.

Kluges Kerlchen, das ich schon immer war, gehe ich im Hui zum PC und google mehrere Radio-Beo-Adressvarianten in der Hoffnung, das werde mir der Internetauftritt von Radio BEO subito verraten.

Fehlanzeige!

Ich gebe "radio beo programm" ins Google-Suchfeld ein. Fehlanzeige! Da kommt "BeO-Tagesprogramm: Überblick Sendungen", und da sehe ich nur den Programmraster 2023..

Dann klicke ich auf "Programm > Sendungen". Fehlanzeige! Da kommen so schöne farbige Helgen mit Text (z.B. Nina Wägli..." oder FC Thun vs. ...")

Dann klicke ich am Seitenenende auf "Navigation > Programm". Fehlanzeige! Es erscheinen wieder die farbigen Helgen.

Dann klicke ich am Seitenanfang auf "Alle Sendungen". Fehlanzeige! Es erscheinen wieder die farbigen Helgen.

Dann gehe ich zu "kibeo" und werde halb fündig. Dort erscheint immerhin eine Liste der aufgenommenen / in Aufnahme befindlichen Gottesdienste. Aus Erfahrung weiss ich, dass Radio BEO jeweils einen Gottesdienst aufnimmt und ihn dann 1-3 Wochen später ausstrahlt. Aber eben, ich sehe immer noch nicht, ob im Moment live der GD aus Sigriswil ausgestrahlt wird oder als Audiokonserve der GD in Adelboden vom 22.10. oder der GD in Krattigen vom 16.10., oder der GD der EMK an der Lenk vom 8.10 oder...

Mühsam! Wisst Ihr vielleicht mehr?

Bemerkenswert: Wenn ich im Google-Suchfeld "Radio SRF1 Programm" eingebe, dann erscheint als erster Eintrag die Programmliste. Ich sehe also null-komma-plötzlich, was dort läuft.

Nicht so bei Radio BeO. Deshalb die Frage:

Habt Ihr eine ganz normale Programmliste, die mir die gewünschte Auskunft liefert?

Besten Dank und freundliche Grüsse
Markus Aellig
Es ist bemerkenswert, dass ich schon am Montag, also einen Tag später, eine gutgelaunte Antwort von einem Kibeo-Mitglied erhielt. Leicht beschämt musste ich feststellen, dass ich tags zuvor schlicht zu träge gewesen war, um bis ans Ende der Kibeo-Website zu scrollen. Dann hätte ich nämlich die erhoffte Liste erhalten...
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Keine Zwiebeln   -   Die Katze in der Kirche   -   Ein wohltuendes Email
Oktober 2023
Mitte Oktober spielte ich in der Kirche «Ciacona und Passacaglia auf der Orgel». Einige Tage zuvor war ein oft verwendetetes Register (Suavial 4' im Schwellwerk) ausgefallen. Dumm und blöde, denn ich musste alle Stücke umregistrieren und verglich bei Konzertbeginn das Fehlen dieses Registers mit dem Fehlen von Zwiebeln beim Kochen.

Vor oder während dem Konzert schlich sich offenbar eine menschenliebende Katze in die Kirche und erfreute mit ihrer Anhänglichkeit die Zuhörerinnen und Zuhörer. Nach dem Konzert schickte mir ein Organistenkollege ein Email, welches mir Herz und Seele erwärmte:
Lieber Markus

Ich möchte mich für dein vorzügliches Konzert gestern in Wimmis bedanken. Ich war sehr beeindruckt von den Werken wie auch von deinem Spiel. Wenn ich das als Laie so sagen darf, du spielst so klar und ruhig, nie affektiert. Selbst schnelle Passagen wirken nie gehetzt. Dein abwechslungsreiches Registrieren hat mich sehr angesprochen. Das ging ja auch ohne „Zwiebelregister“! Deine Komposition hat mir sehr gefallen, sie hat etwas Organisches und wirkt auf mich nicht konstruiert.

Als ich das Programm las, fragte ich mich, ob es vielleicht nicht einwenig einseitig wäre. Das war überhaupt nicht der Fall. Auch wenn die Musikform (Passacaglia/Ciacona) auf dem Papier sehr einheitlich wirkte, waren die Werke doch sehr verschieden. Nebst den alten Werken hat mir auch das Werk von B. Reichel sehr gefallen. Und speziellen Dank für den heiteren Ausklang.

Und: in Wimmis gibt’s wohl keine Kirchenmäuse, wenn dort ein roter Tiger wohnt. Der war doch einmalig!

Herzliche Grüsse
...
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Putins Netz
Oktober 2023
Es ist schon komisch: Unter Stalin, Chruschtschow, Breschnew und Andropow wurde die Sowjetunion von vielen Linken und Netten bewundert. Und heute - unter Putin - wird Russland vor allem von den Rechten und Netten gelobt und gebenedeit.

Vor einigen Tagen entdeckte ich in einer Buchhandlung ein bemerkens-wertes Buch. Die Verfasserin, eine Engländerin, bringt nach jahrelangen Recherchen und Interviews Erhellendes und Erschütterndes über den Wechsel von der Sowjetunion zum heutigen Russland zutage.

Wir haben in der Schweiz so einen Sonnyboy. Er heisst Roger Köppel und ist schwatzsüchtiger Verleger und Chefredaktor der Weltwoche. Am 24. Februar 2022 griff Russland die Ukraine an. Seither herrscht Krieg, und seither wird der Herr Köppel nicht müde, Partei für Russland zu ergreifen, die "andere Sicht" zu zeigen und Putin tiefstes Verständnis entgegen-zubringen.

Der Herr Köppel hat sich nicht entblödet, Ende April 2023 Moskau zu besuchen und dort die "Weltwoche Daily aus Moskau" zu senden. Und da dachte ich, vielleicht sei der Herr Köppel trotz seines Alters noch lernfähig und schickte ihm folgendes Email:
Sehr geehrter Herr Köppel

Sie sind bekannt als Versteher und Erklärer Russland und Putins.
Da dürfte Sie folgendes Buch interessieren:

Catherine Belton
Putins Netz
"Wie sich der KGB Russland zurückholte
und dann den Westen in Auge fasste"

HarperCollins
ISBN 978-3-365-00324-4
© 2020 Catherine Belton

Vorwort von Catherine Bolton, verfasst zwischen dem Wagner-Aufstand Ende Juni 2023 und dem Prigoschin-Flugzeug-Absturz Ende August 2023.

Gutgelaunte Grüsse aus dem wunderschönen Simmental
Markus Aellig
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Rafael in der Kirche
Oktober 2023
Da war ich doch kürzlich in der Kirche Wimmis am Üben, an einem Vormittag. Irgdenwann ging die Kirchentüre auf, Leute kamen herein, und ich hörte eine helle Bubenstimme. Später ging ich hinunter (um zu rauchen, pfui!) und erblickte den etwa dreijährigen Buben Rafael mit seinem Grossvater Guido.

Die beiden Kirchenbsucher kamen dann auf die Empore. Rafael sei eigentlich vor allem von Glocken fasziniert, meinte der Grossvater, aber die Orgel würden sie sich gerne vorführen lassen. Und so setzte ich Rafael aufs Orgel-bänkli, und die Show begann.

Guido knipste...
...und filmte.
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«A Thousand Years» von Christina Perri (Notenbeispiel)
September 2023
Ein Brautpaar wünschte sich dieses Lied für seine Trauung. Also hörte ich ihn mir an und arrangierte ihn für die Orgel. Die Noten finden Sie hier. Dann übte ich am Nachmittag vor der Trauung in der Stadtkirche Thun. Der Song ist im 6/8-Takt, das Originaltempo ist  = 50

Ich übte so, wie ich immer übe, wenn ich ein neues Stück erlernen will: Ich spiele das Ganze, oder einen Abschnitt, durch und "richte" es ein, das heisst, ich schreibe die nötigen Finger- und Pedalsätze in die Noten. Dann lasse ich das Metronom klicken und klacken (und mich nerven) und spiele das Stück oder den Abschnitt einmal durch, in einem soooo langsamen Tempo, dass ich alle Noten einigermassen treffe. Dann drehe ich das Tempo beim Metronom 3 oder 4 Stufen schneller und spiele es wieder, dann drehe ich das Tempo wieder auf und...

Meistens mache ich mir eine kleine Tabelle in einem kleinen Heftchen, damit ich später sehe, wieviel und wie schnell ich schon geschafft habe. Das sieht dann so aus:
Soviel zum "Technischen". Aber jetzt wird es emotional, denn wie ich am besagten Nachmittag nach einigen Runden erschöpft die Empore verliess, um mir draussen mit einer Zigarette den Kopf etwas zu lüften, traf ich unten im Kirchenschiff einige Frauen mittleren Alters an. Sie bedankten sich für dieses Stück und sagten, wie gut ihnen diese Musik getan hätte. Ich war ganz baff und meinte, das Stück müsse noch viel schneller werden, aber die Frauen meinten, so langsam sei es am schönsten...
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Eine kurzweilige Geschichte aus dem Organisten-Alltag
September 2023
Manchmal werden wir Organistinnen und Organisten arg geschlaucht und gepiesackt. So auch in der folgenden Geschichte aus dem prallen Organistenleben, welche ich hier mit einigem Vergnügen, genderneutral und anonymisiert erzähle. In dieser Geschichte kommen vor:
Ein Dorf mit seiner Kirchgemeinde
eine Person
eine weitere Person
eine violinespielende Person
ein Kirchenchor
eine orgelspielende Person
eine weitere orgelspielende Person
KG
EP
EWP
VIO
CH
ORG
ich
Am ... erhielt ich einen Anruf von EP. EP sagte mir, EWP sei verstorben. Noch zu Lebzeiten habe sich EWP - als grosse Verehrerin Bachscher Musik - ausschliesslich Musik von Bach für ihre Trauerfeier gewünscht; und als ehemaliges Mitglied des CH wäre EWP zudem sehr glücklich, wenn VIO die Feier mit ihrem Violinspiel bereichern würde. Schliesslich habe VIO während Jahrzehnten den KC geleitet.

Und weiter führte EP aus: VIO habe dann frühzeitig Kontakt mit ORG aufgenommen. Beide hätten bereits die Musikstücke abgemacht und sogar einmal geprobt.

So weit, so gut. Aber dann - sagte EP weiter - sei EWP gestorben, und für den Tag der Trauerfeier habe sich ORG wegen Terminkollisionen abgemeldet. Ob ich wohl Zeit hätte und in die Bresche springen könnte?

Da es nur noch zwei Tage bis zur Abdankung waren, sagte ich zu, um die Trauerfamilie zu entlasten (Wunder nimmt mich allerdings bis heute, warum ein Ersatz für ORG so knapp, also erst 2 Tage vor der Trauerfeier, gesucht wurde). Vom Pfarrer erhielt ich am Mittwochabend noch den Ablauf.

Tags darauf - 22 Stunden vor der Trauerfeier - inszenierten VIO und ich eine kurze Programmprobe. Ich erhielt von VIO rund 20 A4-Seiten mit Noten, alle von Bach und alle mit obligater Orgel, total 6 Sätze aus Sonaten und Konzerten.

Sowas schüttelt man nicht einfach aus dem Ärmel, denn das will zeitintensiv geübt werden. Aber diese Zeit hatte ja ich nicht! Ich absolvierte dann halt eine "Schnellbleiche" in der Kirche Wimmis und trichterte mir am Donnerstag Abend und Freitag Vormittag die Noten halbwegs ein, probte dann am Freitag Vormittag in Wimmis noch mit VIO und raste dann mit wehenden Rockschössen gen KG, um mich in der angenehm kühlen Kirche mit der arg verstimmten Orgel vertraut zu machen und deren vergilbte Registerwippen zu studieren.


Später kam dann VIO dazu; wir probten noch einmal. Als Schmankerl überreichte mir der Sigrist schliesslich einen Ablauf #2, in welchem der Pfarrer alle Lieder gegenüber Ablauf #1 geändert hatte. Diesen neuen Ablauf hätte mir der Pfarrer scheints gemailt. Hatte er schon, am selben Tag, um 8.29 Uhr, aber da war ich schon längst in der Kirche Wimmis am Üben.

Zusätzlich zu den Geigensachen hatte ich 5 (fünf!) Lieder zu begleiten - eines davon mitten in der Predigt - sowie zwei Orgelsolostücke zu spielen. Ein erkleckliches Mammutprogramm also, das mich rund 3 Reisestunden sowie 15 Arbeitsstunden kostete. Hier die Details:
Telefonate, Mails und weiteres Büro
Notenpräparation
Üben Geigenstücke
Üben Orgelstücke und Lieder
Zwei Proben mit VIO
Einspielen in KG
Trauerfeier in KG
1 h
1 h
6 h
2 h
2.5 h
1 h
1.5 h
Ich schickte später ein Email an die Kirchgemeinde KG und erzählte darinnen ungefähr die gleiche Geschichte. Ich zitiere daraus:
"... es gibt zwar des Berner Synodalrats «Empfehlung für die Anstellung und Besoldung von Organistinnen und Organisten» von Februar 2017. Allerdings halte sich die meisten Berner Kirchgemeinden nicht daran, sondern erarbeiten jeweils ein eigenes Besoldungsreglement. Das kann tiefer (eher oft) oder höher (eher selten) ausfallen als des Synodalrats Empfehlung.

Ich verzichte deshalb auf eine konkrete Rechnungsstellung gegenüber der Kirchgemeinde KG und bitte Sie um das Honorar für diese Trauerfeier. Nach allem, was ich oben geschrieben habe, werde Sie sich sicherlich grosszügig erweisen. Ausserdem bitte ich Sie höflich um Reisespesen von ..."
Hervorheben möchte ich, dass sich die Trauerfamilie nachträglich SEHR grosszügig zeigte!
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28 : 1  oder  wieviele Millionen Touristen erträgt das Jungfraugebiet?
September 2023
Seit ich pensioniert bin, spiele ich gelegentlich in der Kirchgemeinde Lauterbrunnen. Dazu gehören nicht nur die Kirchen in Lauterbrunnen, Wengen und Mürren, sondern weitere Predigtlokale in Stechelberg, Gimmelwald und Isenfluh. Und so tuckere ich halt von Oberwil i. S. ins Jungfraugebiet, spiele ein bisschen, und tuckere dann wieder heim

Oft bis sehr oft fahre ich mit dem ÖV ins Lauterbrunnental. Das ist auch vernünftig, denn die Kirchgemeinde zahlt mir an Reisespesen verdankens-werterweise pro Dienst ein Halbtax-Retour-Billet. Spätestens ab Interlaken Ost muss ich mich dann jeweils durch die Riesenscharen von Touristen zu schleusen versuchen. Und spätestens in Lauterbrunnen - o Gott, o Gott - da wimmelt es vielsprachig durchs Bahnhofareal und durch die Hauptstrasse, dass mir darob manchmal fast schturm wird. Und wenn ich schliesslich in der Schwebebahn nach Grütschalp oder in der Schilthornbahn stehe, komme ich mir bisweilen wie eine (allerdings noch lebende) Sardine in der dichtest gepackten Dose vor...

Es ist leider anzunehmen, dass sich die Touristenströme im Jungfraugebiet in den nächsten Jahrzehnten noch massiv verdichten werden, denn unsere beiden berühmten Berner-Oberländer-Buben - nämlich der Chefausführungsoffizier von der Jungfaubahn sowie der Chefausführungsoffizier von der Schilthornbahn - werden nicht müde, sich gegenseitig immer höher hinauf zu schaukeln und mit immer gigantischeren Bahnbauprojekten mehr, und noch mehr, und noch viel mehr Touristen ins doch so schöne und wilde Lauterbrunnental zu holen.

Passend zu diesem abstossenden Gigantismus hat der "Blick" Mitte September 2023 einen Bericht unter dem Titel "Gemeinde Lauterbrunnen schlägt Alarm" veröffentlicht. Hier können Sie diesen Bericht lesen.
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Sehr selten habe ich einen Einsatz in Gimmelwald, wo in einem Sääli ein akzeptables Klavier steht. Das sieht bei einem Gottesdienst, der um 17.15 beginnt, folgendermassen aus:
14:05 - 16:29
Hinreise nach Gimmelwald mit viermaligem Umsteigen und einer Wartezeit von rund 40 Minuten.

16:30 - 17:15
Warten und Daumendrehen in Gimmelwald

17:15 - 18:00
Gottesdienst. Geschätzte Spielzeit auf der Drahtkommode: ca 15 Minuten.

18:00 - 18:30
Warten und Daumendrehen in Gimmelwald

18:30 - 21:00
Heimreise nach Oberwil mit viermaligem Umsteigen und einer Wartezeit von rund 40 Minuten.
Für eine Viertelstunde Spielzeit brauche ich also 7 Stunden. Deshalb die Proportion 28 : 1.

Ich könnte natürlich mit dem Auto bis zur Talstation der Schilthornbahn fahren; so täte sich die Reisezeit drastisch verkürzen. Aber die Kirchgemeinde zahlt mir halt nur Reisespesen für den ÖV; und der Arbeistweg zählt in unserem herzigen Schweizerländli bekanntlich nicht als Arbeitszeit. Eine Kilometer-Entschädigung von 70 Rappen darf ich von der Kirchgemeinde nicht erwarten, weil...

...ich mehrmals gehört habe, die Gemeinde Lauterbunnen und damit wohl auch die Kirchgemeinde seien knapp bei Kasse. Merkwürdig: Immer, wenn ich im Jungfraugebiet bin, staune ich über die Riesenscharen von (vermutlich) zahlungsfreudigen und -kräftigen Touristen. Da wundert es mich schon, in welchen Kanälen der Zapfen dieser Touristen jeweils versickert...
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Zum Thema Overtourism lesen Sie bitte den Beitrag von Radio SRF
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Ein Trauergottesdienst mit Applaus
August 2023
Seit rund 50 Jahren spiele ich an Sonntagsgottesdiensten, bei Beerdigungen und Trauungen, und meinte doch immer, als "alter Organistenhase" ziemlich alles erlebt zu haben, was man nur so erleben kann. Aber letzthin spielte ich an einer Abdankung. Die Verstorbene war bekannt und beliebt gewesen, und so war die Kirche derart voll, dass draussen noch ein Baldachin aufgestellt worden war und einige Trauergäste die Feier via Lautsprecher erlebten.

Der Kirchenchor sang zwei Lieder, eine kleine Vokalgruppe sang zwei weitere Lieder, und ich hatte Eingangsspiel, Zwischenspiel und Ausgangsspiel zu spielen, wobei mich die Trauerfamnilie vorgängig via Pfarrerin gebeten hatte, auf "allzu traurige Musik" zu verzichten.

Wohlan! - dachte ich - dann spiele ich zum Eingang das "Air" aus Händels Wassermusik. Das tönt ja beschwingt und überhaupt nicht traurig. Danach hatte ich lange nicht zu spielen und ging deshalb nach draussen, weil auf der Empore ein enorm heisses und feuchtes Klima herrschte. Als ich da so draussen sass und in der Sommerhitze die Musikbeiträge von Kirchenchor und Gesangsgruppe anhörte (und auch etwas döste, denn es war einfach schauderhaft heiss), überlegte ich mir, was ich nach dem Unser Vater und zum Ausgang wohl spielen sollte und könnte.

Als Zwischenspiel nahm ich dann "El Condor pasa" von Simon & Garfunkel und vernahm allmählich mit Erstaunen, dass die Leute mitsummten und mitsangen. Vor dem Segen sang der Chor noch einen Gospelsong, und da war klar, dass ich nach dem Segen nicht noch einen Händel spielen sollte. Und so spielte ich halt den Gospelsong "Amen". Bei mir beginnt er ganz leise und tief in A-Dur, steigt dann jeweils einen Ganzton nach oben und wird gleichzeitig immer lauter, stärker und rhythmischer, bis er schliesslich zwei Oktaven höher in A-Dur endet.

Zuerst hörten die Leute gar nicht hin, da ja der Song so leise begann. Aber die Orgel wurde dann immer lauter, und die Leute begannen dann mitzusummen und später mitzusingen, und am Schluss endete dieser Gospelsong in einem strahlenden Schluss und frenetischen Applaus.

Krass!
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Die vier Jahreszeiten auf der Orgel
August 2023
Ursula, eine Organistenkollegin, hat mit ihrem Pfarrer einen speziellen Gottesdienst ausgeheckt. Zum Thema "Die vier Jahreszeiten" soll sie vier passende Stücke spielen.

Sie fragte mich, was sie da spielen könnte. Wir ratiburgerten eine Zeitlang. Vivaldis Version lebt vom virtuosen Streicherklang und ist auf der Orgel sehr schwierig zu spielen. Ebenso Haydns Version. Ich schlug ihr dann vor, sie solle doch jazzige Stücke spielen; da gebe es ja genügend Auswahl.

Für den Frühling April in Paris von Vernon Duke, für den Sommer Summertime von George Gershwin, für den Herbst Autmn Leaves von Joseph Kosma.

Einzig für den Winter kam uns kein Stück in den Sinn. Ich klimperte dann ein wenig auf der Orgel herum, und plötzlich fand ich das passende Winterstück, nämlich Leise rieselt der Schnee in einem behäbigen Jazz-Waltz-Groove.

Die vier Stücke können Sie herunterladen; klicken Sie einfach aufs Notenbild.
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Kleines Tagebuch
Juni 2023
Es ist wieder mal Zeit, ein bisschen über die vergangenen und noch kommenden Tage zu erzählen. Allerlei musikalische Dienstleistungen waren zu leisten. Konfirmationen, Trauungen, eine Abdankung, Konzerte und dann noch eine musikalische Umrahmung einer oekumenischen Feier liessen keine Langeweile aufkommen. Dazu kam das viele Reisen und ausgiebiges Üben.
Konfirmationen
In Erlenbach ist eine Konfirmation von ca. 8 Buben und Mädchen. Die Könfeler singen erstaunlich kräftig und produzieren sonst noch einiges zum Thema "Heimat". Passend dazu (hoffe ich) spiele ich zu Beginn des Gottesdienstes "Hie bini deheim" von George.

Danach fahre ich ins Unterland. Meine Nichte Mila ist am Vormittag konfirmiert worden, und das Konf-Essen findet - wie schon bei Milas Taufe - im Rütihubelbad statt. Bei Suurem Mocke und Kartoffelgratin zelebrieren wir ein richtiges Familiuenfest. Die Stimmung ist fröhlich und ausgelassen, das Essen super und Mila allerliebst.

Bei regnerischem Wetter fahre ich dann zum Chuderhüsi und schnarche im Auto sicher eine Stunde lang, bevor ich heim nach Oberwil tuckere.
Auffahrt
Konfirmation in Wimmis. Die Könfeler haben von mir via Pfarrerin vorgängig "Viva la Vida" zum Einzug gewünscht. Auch hier sind die Könfeler produktiv: Zwei Mädchen spielen mit Flöte und Klarinette "Over the Rainbow", und eine weitere Könfelerin singt lieblich und stimmrein ein dreistrophiges Jodellied. Alle Achtung!

Dann meldet sich Tochter Yolanda. Zusammen mit Schwiegersohn Ivo und Grosstochter Valentina besuchen sie mich in meiner neuen, schönen und heimeligen Wohnung in Oberwil. Yolanda meint, da würde sie gerne mal Ferien machen, und Valentina nimmt schon bald von der ganzen Wohnung Besitz.
Freitag nach Auffahrt
Jetzt muss ich einfach mal üben, für Anlässe in Mürren und Wengen! Und so wird dies heute ein LAAANGER Tag!

Zuerst fahre ich mit den ÖV von Oberwil bis Mürren. Eine lange Reise mit mehrmaligem Umsteigen. Ab Interlaken sind unzählige Touristen zu sehen und zu hören. Asiatische Sprachen umwehen meine Ohren: Indisch, Urdu, Chinesisch, Koreanisch, Japanisch. Ich beginne ein Gespräch mit meinen pakistanischen Nachbarn. Deren Muttersprache ist Urdu, was beinahe gleich ist wie Hindi, aber halt mit arabischen Buchstaben geschrieben wird. Später höre ich in der Schilthornbahn einer Chinesin zu, welche ein wunderschönes Mandarin spricht.

Soooo viele Touristen sind schon ziemlich krass! Trotzdem, mir gefällt diese Polyglotterei, zumal ich ohnehin jedermann und jedefrau anquatsche, um ihre oder seine Muttersprache ausfindig zu machen.

Käthi, die Sigristin von Mürren, ist da und zeigt mir das Nötige, und dann übe ich knapp 2 Stunden für die Trauung von morgen Samstag. Anschliessend esse ich beim Chinesen Wonton-Suppe und Frühlingsrolle, und fahre dann unter dreimaligem Umsteigen nach Wengen. Dort erwartet mich die liebe Sarah, die Sigristin, und macht mir einen Kaffee. Dann übe ich etwa 3 Stunden lang Mendelssohn für die oekumenische Feier vom darauffolgenden Montag. Die Damen und Herren haben den Hochzeitsmarsch als Eingangsspiel gewünscht, dazu den 3. und 4. Satz aus der c-moll-Sonate.

Ich habe die Leute gewarnt: Der Hochzeitsmarsch töne auf der kleiner Wengener-Orgel (die nicht einmal Zungenregister hat) und in der furztrockenen Akustik der Kirche ziemlich langweilig. Aber sie wollen ihn, und so sollen sie ihn haben. Am Schluss folgt der lange Heimweg nach Oberwil, den ich mir mit Bier und Fremdsprachen kurzweiliger gestalte.
Sprachen und Schriften
Ich war schon als Bube interessiert an Sprachen und Dialekten. In Adelboden, wo ich aufwuchs, sprach man in den 1960er-Jahren noch ziemlich urchiges Adelbodner-Deutsch, und in Habkern (wo ich im Sommer monatelang bei meiner Grossmutter war) ein ebenso urchiges Habcher-Deutsch. Als Kleinkind plappert man einfach alles nach. Aber irgendwann merkte ich, dass meine beiden Dialekte ziemlich unterschiedlich waren; und als ich dann noch Trudi Gerster im Sankt-Galler-Dialekt Märchen erzählen hörte, war mein Sprachinteresse voll geweckt.

Später grub ich mal ein Buch meines Vaters aus, in welchem mehrere europäische Sprachen (wenn ich mich recht erinnere: Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch und vielleicht noch Holländisch) in "Schnellbleichen" vorgestellt. Da lernte ich, italienische und spanische Verben im Präsens zu konjugieren. Und dann war da noch Pfarrer Schönthal in Habkern, ein liebenswürdiger älterer Herr, der mir seine Altgriechsisch-Grammatikbibel auslieh. So brachte ich mir das griechische Alphabet bei und lernte nebenbei die altgriechische Konjugation und Deklination kennen.

Im Lexikon meines Vaters entdeckte ich ein altes Runen-Alphabet; das lernte ich auswendig und hatte alsobald meine erste Geheimschrift. Und Tante Margrith schenkte mir in der 7. Klasse eine Stenographie-Lehrfibel (Stolze-Schrey). Die Steno übte ich so lange, bis ich einigermassen fliessend schreiben und lesen konnte. So hatte ich bald meine zweite Geheimschrift.

Dann kam der Sprachunterricht in den Schulen: Deutsch (in der 5. Klasse brachte uns der Lehrer die vier Fälle der Deklination mit Geschick bei), Französisch, Englisch, Latein, Altgriechisch, einige Lektionen Italienisch und Hebräisch. Kein Wunder also, dass ich zeitlebens ein Sprachenfan war und bin.
* * * * * * *
Und jetzt wieder zurück zum Samstag nach Auffahrt. In Mürren höre ich, wie eine dreiköpfige (Mutter, Vater, Tochter) eine ans Chinesisch erinnernde Sprache spricht. Zuerst sind diese Toristen befremdet, als ich sie anspreche. Aber schon bald "finden" wir uns, und die Familie erzählt mir, sie komme aus Taiwan. DESHALB also das für mich ungewohnt klingende Chinesisch. Denn die Chinesen haben halt mi-Seel-u-mi-Tüüri auch jede Menge Dialekte. Und ich bin mächtig stolz auf mich, dass ich "gemerkt" habe, dass diese Familie nicht das offizielle "Hochchinesisch" (deutsch "Mandarin", chinesisch "Putonghua") spricht.

Dann, später, im Zug von Wengen nach Lauterbrunnen, da spricht eine junge Asiatin mit einer etwa 40-jährigen Dame in einer "chinesisch-ähnlichen" Sprache. Ich kann das Kauderwelsch einfach nicht einordnen, zumal die junge Asiatin sich umwendet und mit einer noch jüngeren Asiatin "normales" Mandarin spricht. Es stellt sich dann heraus, dass sie mit der Dame kantonesisch und dann mit dem Mädchen Mandarin gesprochen habe.

Sowohl mit der taiwanesischen Familie wie mit der Gruppe im Zug entwickelte sich dann ein kurzweiliges "Palaver", ein wenig auf Mandarin, zum grösseren Teil auf Englisch.
* * * * * * *
Ich habe in meinem ziemlich langen Leben schon viele Sprachen ein wenig gelernt (Russisch, Arabisch, Mandarin) oder daran geschnuppert (Schwedisch, Indonesisch, Farsi, Neugriechisch) und dabei mit Freude festgestellt, dass die Leute immer entzückt und hoch erfreut sind, wenn Du sie in ihrer Muttersprache ansprichst. Da reichen schon einige Ausdrücke wie "Guten Tag" oder "Wie geht's?" oder "Danke", und die Herzen fliegen Dir nur so zu!
Samstag nach Auffahrt
Mit dem ÖV fahre ich wieder nach Mürren zur Trauung. Er ist Portugiese, sie ist Schweizerin, und so findet sich in und vor der Kirche eine muntere Schar ein. Das Brautpaar hat auf meiner Homepage herumgenascht und mir einige Wunschstücke gemailt. Der Alphornbläser Sami Hess wirkt auch noch mit, und so ist dann der Ablauf:
Einzug Braut mit Eingangsmusik aus "Star Wars"
Gruss- und Eingangswort, Begrüssung (dt./port.)
Gemeindelied: RG 233, 1-3 (Nun danket alle Gott)
Gebet
Lied: RG 247, 1-3 (Grosser Gott, wir loben dich)
Verkündigung
Lesung Sir 26, 1-4.16-21 auf Portugiesisch
Musik: Alphorn
Predigttext und Predigt zu Lk 11, 9-10
Musik: Ave Maria
Trauung
Trauansprache (Einleitung)
Trauversprechen, Ja-Wort (zuerst ..., dann ...)
Ringetausch mit Gebet (gebracht durch Ariana & Sébastien)
Segen, Kuss
Unterschriften
Dazu Musik: Hallelujah (Cohen)
Fürbitte
Fürbittegebet und gemeinsames Unser Vater
Musik: Alphorn
Übergabe der Traubibel
Sendung
Kollekte, Dank und Mitteilungen
Schlusslied: RG 334 (Dona nobis pacem)
Sendungswort und Segen
Ausgangsmusik: Air

Das Brautpaar schickte mir netterweise bald darauf ein Email...
Sehr geehrter Herr Aellig!!

Vielen Dank für das tolle Orgelspiel an unserer Hochzeit!!! Der Einzug war super. Wollte Sie noch zum Apero einladen, aber weil es zu regnen begann, pressierten wir mit den Fotos. Sorry!!

Sie bekommen dann im Sommer noch Post von uns! Könnten Sie mir dafür bitte Ihre Adresse mailen! Danke!

Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen
...
Sonntag vor Pfingsten
In Wimmis ist nochmals Konfirmation mit demselben Ablauf wie an Auffahrt. Und am späteren Nachmittag spiele ich in der Kirche Wimmis vor zählbarem Publikum konzertmässig Ländlermusik und Jodellieder. Nach dem Konzert begeben wir uns ins Restaurant "Kreuz" in Wimmis. Wir sind eine lustige Gruppe: Martina, Yolanda mit Ivo und Valentina, Manuela vom Stechelberg mit ihren Eltern, die Alphornbläserin Anita und ich. Valentina sitzt oben am Tisch aufm Babystühlchen und unterhält die ganze Runde mit ihrem Lachen und ihrer Fröhlichkeit. Das Essen ist wie immer wunderbar: Äs Griässsüppli, Entrecôte, Pomes frites mit viel Kräuterbutter, Fischnknusperli mit Salat, Gemüseteller, Panierte Schnitzel - einfach köstlich!
Montag vor Pfingsten
In Wengen findet seit Tagen eine ökumenische Konferenz statt. Verschiedene jüdische und christliche Gruppen sind zusammengekommen und pflegen den Dialog. Wie ich Viertel nach Zehn bei der Kirche ankomme, sehe ich eine grosse Menge Gipfeli essen und Kaffee trinken. Einer der Organisatoren empfiehlt mir, möglichst bald mit dem "Hochzeitsmarsch" zu beginnen. Ich renne also auf die Empore, packe Noten und Schuhe aus, öffne den Spieltisch und beginnen zu spielen.


Die Leute dislozieren unter lautem Schwatzen langsam in die Kirche. Es hört niemand zu, und "mein" Hochzeits-marsch wird so zum Scherzkeks. Ein Rabbi aus Texas spricht anschliessend sehr lange und meint zu Beginn trocken:
"Musik kann emotional berühren und zu lautem Palaver anregen. Sie kann aber auch berühren und zum stillen Zuhören anregen. Ich empfehle Ihnen, bei der nächsten Konferenz sich auf die zweite Art berühren zu lassen."
Dann spricht der Rabbi (immer auf englisch) übers Judentum, über Jesus, übers Christentum, über seine Vorfahren (ursprünglich aus Polen). Er beschreibt den jüdischen Humor und erzählt eine Geschichte:
Ein Rabbi war alt und lebenssatt. Er fühlte sein Ende nahen. Da lag er also auf dem Sterbebett und wartete auf den Tod. Rahel, seine Frau, sass bei ihm, und sie unterhielten sich lange über ihre gemeinsame Zeit. Allmählich wehte ein köstlicher Duft aus der Küche ins Sterbezimmer, und der Rabbi fragte: "Was riecht denn da so fein?" Seine Frau antwortete: "Ich habe vor einigen Minuten einen Apfelstrudel aus dem Ofen geholt."

Dann ging seine Frau hinaus, und Ruth, seine Grosstochter kam ins Zimmer. Sie wollte sich von ihrem Grossvater verabschieden. Sie sprachen kurz miteinander, dann bat der Rabbi Ruth: "Bitte gehe doch in die Küche, und sage meiner Frau, sie solle mir doch bitte ein Stückchen Apfelstrudel bringen. Ich möchte so gerne noch etwas Feiens essen, bevor ich sterbe!"

Ruth ging also hinaus und sagte zu Rahel: "Bevor mein Grossvater stirbt, hätte er so gerne noch ein Stück Apfelstrudel." Da erwiderte Ruth, die Frau des Rabbi: "Oh, das kommt leider nicht in Frage. Der Apfelstrudel ist für den Leichenschmaus vorgesehen."
Später
Es gäbe noch viel zu erzählen...
... an Pfingsten Gottesdienst in Walkringen mit Taufe, Jodlerklub, Abendmahl. Mit der Sigristin wette ich um einen Schoggistengel, dass der GD nicht länger als 90 Minuten dauert; die Sigristin gewinnt.
... ebenso an Pfingsten Mittagessen mit Sänger und Organist Martin Geiser (wunderbares Rinds-Tartar im Löwen zu Oberburg).
... danach Besichtigung der Orgel in der Kirche Oberburg. Danach Mittagsschläfchen an einem schattigen Platz im Auto. Danach 2-stündiges Üben in der Kirche Oberburg.
...Konzertchen in Oberburg anlässlich der Langen Nacht der Kirchen. Anschliessend (um 22 Uhr!) Taizé-Gottesdienst
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«May your life in this world be a happy one»
Melodie und Text des Songs der schottischen Gruppe «The Electrics»
Mai 2023
The Electrics sind eine christliche Band aus Dumbarton, Schottland, die sich auf Celtic Rock spezialisiert hat.

Sie gründeten sich 1988, als die früheren Infrapenny-Mitglieder Sammy Horner (Gesang und Bass) und Paul Baird (Gitarre) den Schlagzeuger Dave McArthur und den Keyboardspieler Allan Hewitt fragten, ob sie auf dem Glasgow Impact Festival zusammen spielen wollten. Die Band veröffentlichte 1989 ein selbstfinanziertes Album «Views in Blues» auf Kassette. Im Anschluss an diese Aufnahme entwickelte die Band einen Celtic Rock Sound, stark beeinflusst von The Waterboys und The Pogues.

Das oben genannte Lied mit Melodie und Text erhalten Sie, wenn Sie hier klicken.
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«Für immer uf Di» von Patent Ochsner
April 2023
Eine Kollegin wünschte sich eine Orgelversion des Songs der bekannten Mundartrockgruppe.

Ja, dann möge sie (die Kollegin)
sie (die Orgelversion) haben...

...und Sie können diese Orgelversion auch herunterladen, indem Sie aufs Bild klicken. Zusätzlich ist noch
eine Melodiestimme in C und eine in B dabei.
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Eine Trauung mit viel Orgelmusik
April 2023
Im Juni werde ich an einer Trauung am Thunerssee spielen. Dem Brautpaar habe ich vorgängig empfohlen auf meiner Homepage zu stöbern und Wunschsstücke nach Gusto auszulesen. Kürzlich schickte mir das Braupaar ein Email mit dem Ablauf. Ich staunte nicht schlecht, als ich die vielen Orgelstücke sah.
Guten Tag Herr Aellig

Schicke Ihnen hier den Ablauf des Traugottesdienstes mit den Liedern, die wir aus Ihrer grossen Liste ausgesucht haben:

- Einzug:DJ Ötzi  „Ein Stern ,der deinen Namen trägt”
- Begrüssung
- Lied: Coldplay  „Viva la vida”
- Gebet
- Lied: Gavin Sutherland,„Sailing” (Gäste singen mit)
- Lesung eines Textes
- Trauansprache
- Lied: James Last  „Einsamer Hirte” - Trauakt
- Lied ab CD
- Volkslieder: (Gäste singen mit und bringen etwas nach vorne.) Reihenfolge der Lieder (Es wird wohl nicht alle benötigen -> solange spielen bis alle wieder am Platz sind):
„S'isch mer alles eis Ding”
„Es Burebüebli mahni nid”
„Ramseeyers wei go grase”
„Mir Senne hei's lustig”
„Niene geit's so schön und lustig”
„Im Aargäu si zwöi Liebi”
„Es wott es Froueli z'Märit go”
- Gebet
- Mitteilungen/Kollekte
- Schlusslied: Zillertaler Schürzenjäger  „Sierra Madre” (Gäste singen mit)
- Segen
- Auszug: Europe  „The Final Countdown”
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"General-Guisan-Marsch" von Stephan Jaeggi
März 2023
Ein Kollege rief mich an und sagte, er spiele demnächst an einem Trauergottesdienst. Der Verstorbene hätte so gerne den Heneral-Guisan-Marsch gehört. Ob ich vielleicht den Marsch als Orgelversion auf Noten hätte.

Also arrangierte ich den Marsch für die Orgel. Im Original beginnt er in B-Dur und moduliert später nach H-Dur. Letztere Tonart klingt allerdings auf nicht gleichstufig gestimmten Orgeln ziemlich falsch, so dass ich eine Version mit dem 2. Teil in C-Dur fabrizierte. Die Noten sehen Sie, wenn Sie auf das Bild klicken.
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Neue Jodellieder
März 2023
Hans Walter Schneller
„Der Verstorbene war ein senkrechter Bergler und hörte gern volkstümliche Musik. Deshalb wünscht die Familie die Orgelmusik in Form von Jodelliedern, die den Abschied thematisieren. Es wurden auch Titel genannt. Einer ist «Bärgarve» von H.W. Schneller. (strammer Text in dem Lied übrigens). Und dann wurde noch «Hei zue» genannt. Mehr weiss ich nicht. Ob du das erfüllen kannst, ist dir überlassen. Sie freuen sich ganz bestimmt einfach über volkstümlich. Und zur Krönung hören wir dann noch von CD das ...”
...so schrieb mir die Pfarrerin, als sie mir den Ablauf für einen Trauergottesdienst mailte. Die «Bärgarve» fand ich auf YouTube und konnte deshalb eine Orgelversion schreiben. «Hei zue» hingegen war unauffindbar, aber ich entdeckte auf meinem PC zum Glück den «Bärgahorn» von Adolf Stähli.

Bärgarve Der Bärgahorn
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Die Orgel bei Radio SRF 2 - ein Paria
März 2023
Als Organist ärgere ich mich oft brandschwarz über das sog. „Klassik”-Programm, welches die bei SRF 2 angestellten Damen und Herren und alle dazwischen Tag für Tag und Jahr für Jahr auf die Zuhörerschaft loslassen. Zwar gilt die Orgel als Königin der Instrumente, aber bei SRF 2 ist sie schon lange ein Paria. (Zur Erinnerung: Ein „Paria” ist bei den Indern eine Person, die zur niedrigsten oder gar keiner Kaste gehört.)

Immer hört man nur Klaviergeplätscher oder -gepolter, Streichkäse von Geige und Cello, Rumtata von den Blechbläsern, Nasenböggle von Oboe und Fagott, Gesangssülze aller Art, bombastisches Orchestergetöse, sogar Cembalogezirpe...

... aber nie Orgelmusik, wirklich (fast) nie!
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's wott aber e luschtige Summer gää
Februar 2023
Kollega Gerhard Fleischer bat mich kürzlich um die Noten zu diesem herzigen Volkslied. Auf YouTube fand ich eine hübsche Version des bekannten Thuner Quartetts Jucharte. Nach dem Sommerlied folgt hier noch Schuberts „Der Tod und das Mädchen”
Die Noten des Sommerliedhcnes finden Sie in den Seniorenliedern auf Seite 6.
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Orgelstücke im Gottesdienst
Februar 2023
Kürzlich schickte mir ein Pfarrer folgendes Email:
Lieber Markus,

Einem Gemeindeglied haben die Orgelstücke, die Du gestern spieltest, so gut gefallen, dass es mich heute bat, Dich zu fragen, ob Du mir die Namen der Stücke mailen könntest?

Herzlichen Dank und liebe Grüsse,
...
Ich schrieb dann zurück:
Lieber ...

Tja, wenn ich das noch wüsste...

...nach dem GD vergesse ich meistens halbwegs, was ich gespielt habe. Aber ich versuche trotzdem, mein Gedächtnis zu kitzeln.

Eingang: Air (aus der Wassermusik von Händel)
1. ZS: Improvisation (aber ich weiss beim besten Willen nicht mehr worüber)
2. ZS: Halleluja (L. Cohen/Pentatonix)
3. ZS: Impro über "So nimm denn meine Hände"
Ausgang: Impro

Liebe Grüsse
Markus
Und erhielt darauf folgendes Email:
Lieber Markus,

Das ist wunderbar: es waren gerade das Air, das Halleluja und die Impro zum „So nimm denn meine Hände”, die die Zuhörerin so berührt haben.

Herzlichst,
...
Früher war ich brav und fleissig und habe (meistens) die Orgelstücke und Lieder eines Gottesdienstes in einem Büchlein notiert. Dann wurde ich faul und liess es sein. Vielleicht sollte ich mit diesem Brauch wieder anfangen...

Vor einigen Wochen spielt ich in einem GD in Erlenbach. Ich hatte schön brav meine Barockstücke vorbereitet, aber wie ich am Sonntag Vormittag in die Kirche kam, musste ich feststellen, dass die Orgel furchtbar verstimmt war. Meine barocke Musik tönte einfach unbeschreiblich grausig! Und so liess ich den Barock halt fahren und spielte statt dessen Ländlermusik und Jodellieder. Hier wirkte die Orgelverstimmung erstaunlicherweise nicht so schlimm.

Man muss oder müsste also flexibel sein, als Organistin und als Organist, und sich den momentanen Gegebenheiten immer anpassen. Nicht nur, wenn die Orgel komisch tönt, sondern auch beim Eingangsspiel im GD mit Taufe, wenn der Täufling lauthals schreit (Tip: abkürzen), oder beim Zwischenspiel, wenn das vorbereitete Orgelstück einfach nicht zur vorangehenden Predigt passt (Tip: hurtig schnell ein anderes ZS hervorholen oder improvisieren), oder beim Ausgangsspiel (Tip: sehr lange spielen, um den GD zeitlich zu „strecken”, ganz kurz spielen, wenn der GD sehr lange dauerte).
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Valentina Victoria
Januar 2023
Höchste Zeit, einmal meine reizende Grosstochter vorzustellen. Nach einer schweren Geburt mit Komplikationen entwickelte sich Valentina Victoria bald zu einem richtigen Sonnenschein. Herzig, süss, unternehmungslustig und fast immer gut gelaunt. Und was mich Gourmet besonders freut: Valentina isst fürs Leben gerne. Mämmämmämmäm.....
Dezember 2021
(eine Woche nach der Geburt)
Mai 2022
September 2022
Januar 2023
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Der Verstorbene liebte Harry Potter
Januar 2023
Ein junger Mann kam auf tragische Weise ums Leben. Für die Abdankungsfeier wünschte sich die Trauerfamilie Musik aus den Harry-Potter-Filmen sowie irische Musik. Das waren Klänge, die der Verstorbene so geliebt hatte.

Irische Musik hatte ich etwas, nämlich Danny Boy. Die Ballade, in der es um den Abschied von einem geliebten Menschen und dessen Wiederkehr geht, ist vor allem im angelsächsischen Sprachraum und unter der irischen Diaspora sehr bekannt, wo es als inoffizielle Hymne der Iren verstanden wird. (Wikipedia)

Für die Harry-Potter-Musik hörte ich mir mehrere YoutTube-Videos an und arrangierte schliesslich ein kleines Medley aus dem Main Theme, gefolgt von Hedwig's Theme. Das Medley spiele ich als Eingangsspiel, und als Ausgangsspiel den Danny Boy .

Harry Potter Medley Danny Boy

Auf YouTube habe ich eine wunderbare Version von „Hedwig's Theme” für Orgel 4-händig gefunden. Marion Krall und Lars Schwarze auf der Orgel von St. Jacobi in Lübeck. Bitte klicken Sie hier
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Wenn das Gehör nachlässt
Januar 2023
Vom Kollegen Gerhard Fleischer erhielt ich folgendes Email:
Sehr geehrter Herr Aellig,

ich hatte früher das absolute Gehör. Hab mich als Kind gewundert, dass nicht alle das haben. Töne erkennen ist ja so leicht wie Farben erkennen, wenn man die Augen aufmacht. Dachte ich. Ich konnte bis zu ca. 8 unterschiedliche Stimmen eines polyphonen Stücks gleichzeitig identifizieren.

Einige Lps mit Aufnahmen von Orgelwerken oder Motetten, Kantaten in barocken Stimmungen (tiefer als 440 Hz) konnte ich nicht anhören: eine Qual: Toccata in D-moll v. Bach in Des-moll: da sträubte sich alles in mir.
Nun bin ich seit ca 1 Jahr so schwerhörig, dass ich FALSCH höre: die Töne der rechten Hälfte der Tastatur sind, je höher sie sind, je mehr verstimmt. Musik ist nur noch Chaos für mich. Drum kann ich Melodien nicht mehr nach Gehör (z.B. youtube) notieren.

Ich spiele jetzt in einer Antikensammlung (Altersheim) und begleite die Senioren bei Volksliedern, evergreens usw. Volkslieder kann ich immer noch in allen Tonarten, das ist easy. Ein über 90-jähriger Herr hat einen Wunsch: "Ich riach an Wein kilometerweit" (Paul Hörbiger) und "Die alten Strassen noch" bzw. "Nach der Heimat kam ich wieder".

Falls Sie Zeit für so etwas haben: Wäre es ihnen möglich, die Noten dafür zu notieren ? Nur Melodie.

Vielen Dank für Ihre Hilfe.
einen lb. Gruss,
...
Und so startete ich (auch schon Antiker) mein Notenprogramm und willfahrte dem Wunsche des Kollegen.
Klicken Sie doch aufs Ohrbild.

Der Kollege hat Advents- und Chorlieder für vierstimmigen Chor bearbeitet.
Bitte schauen Sie im Organisten-Alltag 2014 nach.
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PATCHWORK - die Band aus den 1980ern
Januar 2023
In jüngeren Jahren habe ich in verschiedenen Bands gespielt, unter anderem in der Jazzrock-Gruppe "Patchwork". Es war eine reine Instrumentalgruppe mit Martin Lüthi (Gitarre), Wale Schüpbach (Bass), Franco da Rozze (Drums) und mir an den Keyboards. Eine Zeitlang spielte noch der Vibraphonist Heinz Katenbrink mit.

Martin Lüthi hat mir kürzlich Aufnahmen „Patchwork”gemailt. Dedication ist ein Stück von Martin Lüthi. Es beginnt mit einer verhaltenen Einleitung auf dem legendären Fender Rhodes Piano, dann kommt die Gitarre dazu, schliesslich steigert sich das Stück zu einer munteren Klang und Rhythmusorgie.

Armada habe damals offenbar ich geschrieben, denn das Thema erinnert ziemlich an "Emerson, Lake & Palmer".
Der Gitarrenvirtuose Martin Lüthi hat zahlreiche Vinylplatten und CD's aufgenommen und davon viele Stücke auf Soundcloud geladen. Hören Sie doch da mal rein. Die Songs tönen wunderschön, und die stilistische Vielfalt ist gewaltig!
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«Das» ist doch einfach «das» - oder doch nicht?
Januar 2023
Die Katze einer Toffener Familie wurde von einem Auto angefahren. Röntgen, Behandlung und Medikamente waren hoch, so hoch, dass die finanziell nicht auf Rosen gebettete Familie ein erfolgreiches Crowdfunding startete. Es kam genügend Geld zusammen, und die Familie kann im Sommer ihre Campingferien geniessen.

So weit, so gut. Oder doch nicht? - In der Schule habe ich die vier Fälle (Nominativ, Genitiv, Dativ. Akkusativ) kennegelernt. Und nun lese ich im 20 Minuten Folgendes:
"So weit kommt es nun aber nicht: Das Crowdfunding, das die Vonäschs zwecks finanzieller Unterstützung ins Leben riefen und nur schleppend anlief, geht mittlerweile durch die Decke..."
Als ich das da so las, meckerte mein innerer Semantikfreak gehörig, und ich dachte mir, da fehle doch noch ein zweites "das". Alsobald ersetzte ich das sächliche "Crowfunding" durch den männlichen "Sammelaufruf" und erhielt folgenden Satz:
"So weit kommt es nun aber nicht: Der Sammelaufruf, den die Vonäschs zwecks finanzieller Unterstützung ins Leben riefen und nur schleppend anlief, geht mittlerweile durch die Decke..."
Das tönte aber derart schräg, dass ich mich gezwungen sah, den Satz um das Wörtchen "der" zu erweitern.
"So weit kommt es nun aber nicht: Der Sammelaufruf, den die Vonäschs zwecks finanzieller Unterstützung ins Leben riefen und der nur schleppend anlief, geht mittlerweile durch die Decke..."
So war ich's zufrieden. "Den" und "der" sind Relativpronomen; "den" im Akkusativ und "der" im Nominativ. Das Deutsche hat halt eine schwierige Grammatik, und das sächliche Relativpronomen lautet im Nominativ und Akkusativ gleich, nämlich "das". Korrekt müsste der Satz also lauten:
"So weit kommt es nun aber nicht: Das Crowdfunding, das die Vonäschs zwecks finanzieller Unterstützung ins Leben riefen und das nur schleppend anlief, geht mittlerweile durch die Decke..."
Das erste "das" steht im Akkusativ, das zweite im Nominativ. «Das» ist halt nicht immer «das»! Eine Kleinigkeit, die der 20-Minuten-Schreiber offenbar übersehen hat.

Deutse Sprak, swere Sprak. Wenn ich mich mal bei einem Araber über die schwierige arabische Grammatik beklage, bekomme ich fast immer zur Antwort, die deutsche Grammatik sei für ihn noch viel komplizierter... Begreiflich, denn das Deutsche hat nur wenige Endungen, die alle möglichen Fälle und Verbformen bedienen müssen.
-e   -em   -en   -er   -es   -et   -est   -n   -s   -st   -t
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«Chacony in g-moll» von Henry Purcell
Januar 2023
Vor einigen Wochen fuhr ich von Lauterbrunnen nach Hause und hörte dabei im Radio die Chaconne in g-moll vom allzu jung verstorbenen Henry Purcell (1659-1695). Ich war wie elektrisiert von diesem Stück, vom tänzerischen Rhythmus und von der teilweise schrägen Harmonik. Die vielen Dissonanzen (zum Beispiel gleichzeitig Moll- und Durterz!) wirkten auf mich sehr kühn und beinahe modern.

Ich fand, diese "Chacony" würde auf der Orgel ganz gut klingen und habe deshalb eine Orgelversion geschrieben. Ich war so frei, die Orgelversion ein bisschen zu bearbeiten - vor allem mit passenden Manualwechseln - um etwas klangliche Abwechslung zu erhalten. Klicken Sie bitte auf Purcell's Porträt; so erhalten Sie die Noten als PDF.

Auf YouTube findet man unzählige Aufnahmen, die sich punkto Tempo und Artiku-lation zum Teil sehr stark unterscheiden. Die Tempi gehen von 63 bis 120 Viertel pro Minute! Und die Artikulation ist bei der einen Version betulich und gemütlich, bei der andern tänzerisch und sehr "inégal", also überpunktiert.
Eine Aufnahme, die ich sehr schön finde, ist die Version von der Amsterdam Sinfonietta. Zwar verzichtet das Streichorchester auf ein Continuo-Instrument (Cembalo, Orgel, Laute), aber der Groove ist angenehm beschwingt, und die Musikerinnen und Musiker spielen mit Temperament und Freude.